Christkönig

Der höchsten Gottheit ew’ges Bild,
du Licht vom Licht, des Vaters Wort,
du Retter, dir sei Ruhm
und Macht und Ehre immerdar.
Von Ewigkeit bist du allein100_8809
der Zeiten Mitte und ihr Ziel,
dir gab der Vater die Gewalt,
die Herrschaft über alle Welt.
Doch nicht auf Zwang baut deine Macht
und nicht auf Furcht dein Königtum:
In Liebe ziehst du uns an dich –
am Kreuz gemartert und erhöht.
Komm, Herr, erweise deine Macht
und richte deine Herrschaft auf.
Komm und vollende jetzt dein Reich
und führe uns zum Königsmahl.
Dir, Jesus, der durch Leid und Tod
der Herrschaft Krone sich errang,
sei mit dem Vater und dem Geist
Lob, Preis und Ruhm in Ewigkeit.
Amen.
(Hymuns zur Laudes am Christkönigsfest)

Abend

Abend

Der Ast vor meinem Fenster schüttelt sich, als ob er friert, als ob der kalte Abendwind ihm nicht behagt,

der mir die letzten Glockentöne von den Türmen bringtostern3

und ein paar Wolkenfetzen heim ins Dunkel jagt.

Die Schaukel auf dem Spielplatz gegenüber ist verwaist,

doch noch nicht lang – sie ist noch warm und schwingt noch sacht, und unten in den Straßen fällt der Blechwurm röchelnd auseinander und verliert sich in der Nacht.

Jetzt sagt man wohl: Es stirbt der Tag, weil man ihn nicht mehr sieht, weil man nicht denken mag, daß er nur weiterzieht.

Doch er geht weiter, nur ein wenig weiter,

steigt auf neue Berge, scheint auf neue Wälder und Seen.

Er war für ein paar Stunden mein Begleiter, doch jetzt geht er weiter, und ich kann ihn nicht mehr sehn.

Wenn irgendwann, ob spät, ob früh, erwartet oder unverhofft, mein Leben wie der Tag zu Ende geht, dann schneiden mir die Zeiger meiner Uhr von meiner Zeit die letzte Scheibe ab, ganz gleich, wie’s um mich steht.

Ob ich den letzten Atem mir in weißen Kissen hol, ob irgendwo in Staub und Blut am Straßenrand – ich weiß nicht, wie es sein wird, weiß nur, daß der Abschied einmal kommen muß ob schmutzig oder elegant.

Dann sagt man wohl: Jetzt ist es aus, weil ich kein Wort mehr sag.

Doch du, geh still nach Haus, und denk nur an den Tag.

Auch ich geh weiter, nur ein wenig weiter, geh in Gottes Freude, geh in Gottes Licht hinein.

Ich war für ein paar Jahre dein Begleiter, doch jetzt geh ich weiter, um bei meinem Herrn zu sein.

(Manfred Siebald)


Gott, ich weiß nicht mit diesem Verlust, diesem Schmerz, der Trauer und Leere richtig umzugehen. Ich weiß jetzt nicht, wie ich mit dir umgehen soll.

Es ist jedesmal so schwer, hinter meinem Schmerz, hinter meinem Zurückbleiben dennoch deine Liebe und Güte zu sehen.

Vor vier Jahren war es mein Vater und jetzt Katharina!

Ich kann Leid und Tod und dein Kreuz nicht verstehen!

Ich kann wieder nur stammeln, schluchzen und meine Wut gegen Dich herausweinen.

Im Herzen bin ich sehr verwirrt.

Im Verstand versuche ich auf Dich zu hoffen und zu glauben, dass du Katharina nun in deinen liebenden Armen hälst; dass du sie mit all deiner Zärtlichkeit umfängst; dass du, was bei mir Wut und Trauer und Verwirrung sind, bei ihr in die Freude deiner unermesslichen und unverständlichen Nähe und Liebe wandelst.

Mit dem Verstand glaub ich es, gib mir jetzt auch die Gewissheit und den Trost im Herzen.

Ich denke jetzt an so viele Begegnungen mit Katharina: Wie sie mit mir den Gottesdienstraum gestrichen hat; wie sie in der Küche gesessen hat und aus ihren Plastikschalen ihr Essen gelöffelt hat; wie sie donnerstags oft etwas verspätete zum Taizegebet hereingekommen ist…

Ich danke Dir für das Stück gemeinsamen Weges.

Ich danke dir auch für die Freunde, die wir uns jetzt so liebevoll und tröstend umarmen und nahe sein können,

wie Du jetzt Katharina nahe bist.

Ich bitte nicht für Kathie, ich weiß sie bei Dir!

Hilf mir, hilf uns, nun an Ostern zu glauben!

Volkstrauertag, 15. November

Wir bitten um Frieden des Herzens
für unsere Landsleute,
die sich heute mit Schmerzen an ihre Nächsten erinnern,
die sie durch den Zweiten Weltkrieg
und seine Verbrechen verloren haben:dsci2912

die letzten noch lebenden Witwen und Witwer,
die Kinder, denen lebenslang Vater oder Mutter gefehlt haben,

alle die trauern um Opfer
von Holocaust, Besatzungsregimen und Kriegsverbrechen.

Gib aber auch denen die Kraft zum Weiterleben,
die in unseren Tagen Menschen verloren haben,
weil unser Land sie in einen Kriegseinsatz geschickt hat.

Verbinde uns mit Christus,
der unser Friede ist,

damit wir zu trauern vermögen
um jeden Mitmenschen,
der irgendwo deutschen Waffen zum Opfer fällt,

ob in den Händen unserer Soldaten
oder als Rüstungsexporte verstreut
über die ganze Welt der Kriege und Gewaltherrschaften.

Wecke in uns allen den Glauben,
der es wagt,
ohne den Schutz der Waffen zu leben,

und fange bei mir damit an.

jom hashoa am 9. November: El mole Rachamim – G’tt voller Barmherzigkeit

El mole Rachamim – G’tt voller Barmherzigkeit

jüdisches Gedächtnisgebet für die als Märtyrer Verstorbenen

Der Vater des Erbarmens, der in himmlischen Höhen thront, gedenke der Seelen, lass selige Ruhe finden unter den Schwingen der g’ttlichen Majestät, in hohen Regionen der Heiligen und Reinen, die Seelen
der Männer, Frauen und Kinder,
die in den Lagern Auschwitz,grablegung2
Treblinka, Bergen-Belsen,
Buchenwald, Theresienstadt
und den anderen Lagern
hingemordet wurden, sowie aller
unserer Brüder und Schwestern,
die eingingen in die Ewigkeit,
die sich töten, erschlagen, dahinschlachten,
verbrennen, ertränken, erwürgen ließen
zur Heiligung des g’ttlichen Namens.

Oh Herr der Barmherzigkeit, nimm sie in den Schutz der Fittiche der Ewigkeit und mögen ihre Seelen aufgenommen werden im Bunde des Lebens, vereint mit den Seelen Abrahams, Isaaks und Jakobs, Saras, Rifkas, Rachels und Leas und mit allen frommen Männern und Frauen, denen Seligkeit zuteil geworden ist im Garten Eden. Sprechen wir:
Amen.

Ani Ma’aamin

Ich glaube mit voller Überzeugung an das Kommen des „Maschiach“; obwohl er säumt, warte ich trotzdem jeden Tag, dass er komme.

+

Zurück in Auschwitz

(von Avner Treinin)

Ich erinnere nur eins:
Räderrattern,
abgenutzte Schienen, abgenutzt, abgenutzt…rosensteinausschnitt

Ich wusste nur eins:
Ich werde nicht sterben
Bis ich sie wiedersehe:
Still,
verrostet,
grasdurchwachsen, grasdurchwachsen…

Ich kam:
Still
Und verrostet,
grasdurchwachsen-
O, wie viel Blumen!

Aus dem Hebräischen von Magali Zibaso

Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte!

Ich bitte nicht um Wunder und Visionen Herr, sondern um die Kraft für den Alltag. Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte!

Mach mich findig und erfinderisch, um im täglichen Vielerlei und Allerlei rechzeitig meine Erkenntnisse und dsci29161Erfahrungen zu notieren, von denen ich besonders getroffen und betroffen bin.
Mach mich griffsicher, in der richtigen Zeiteinteilung. Schenke mir das Fingerspitzengefühl, um herauszufinden, was erstrangig und was zweitrangig ist. Lass mich erkennen, dass Träumereien nicht weiterhelfen, weder über die Vergangenheit, noch über die Zukunft. Hilf mir, das Nächste so gut wie möglich zu tun und die jetzige Stunde als die wichtigste zu erkennen.

Bewahre mich vor dem naiven Glauben, es müsste im Leben alles glatt gehen. Schenke mir die nüchterne Erkenntnis, dass Schwierigkeiten, Niederlagen, Misserfolge und Rückschläge eine selbstverständliche Zugabe zum Leben sind, durch die wir wachsen und reifen.
Gib mir das tägliche Brot für Leib und Seele, eine Geste deiner Liebe, ein freundliches Echo, und hin und wieder das Erlebnis, dass ich gebraucht werde.
Ich weiß, dass sich viele Probleme dadurch lösen, dass man nichts tut. Gib mir, dass ich warten kann.
Ich möchte Dich und die anderen immer aussprechen lassen. Das wichtigste sagt man nicht selbst, es wird einem gesagt.

Du weißt, wie sehr wir der Freundschaft bedürfen. Gib dass ich diesem schönsten, schwierigsten, riskantesten und zartesten Geschäft des Lebens gewachsen bin.
Verleihe mir die nötigste Fantasie, im rechten Augenblick ein Päckchen Güte- mit oder ohne Worte – an der richtigen Stelle abzugeben. Mach aus mir einen Menschen, der einem Schiff im Tiefgang gleicht, um auch die zu erreichen, die unten sind.

Bewahre mich vor der Angst, ich könnte das Leben versäumen. Gib mir nichts, was ich mir wünsche, sondern was ich brauche.

Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte !


Antoine de Saint-Exupéry

Erntedank

Wir danken dir dafür, dass du uns Menschen
und all unseren Mitgeschöpfen
auch in diesem Jahr die Treue gehalten hast.

Du hast die Arbeit ungezählter Menschen gesegnet,
auf den Äckern, auf Plantagen, mit ihrem Vieh,
in Wäldern, auf Flüssen und Meeren,
bei Verarbeitung und Verteilung der Nahrungdsci0078
und in der Forschung.

Es ist genug für uns alle da.
Aus dem Brotkorb, den du uns reichst,
können alle nehmen,
genug für sich und ihre Kinder.

Auch unseren Mitgeschöpfen, den wilden Tieren,
hast du die Lebenskraft gegeben,
das ihre zu suchen und zu finden.

Weil du willst, dass keines deiner Geschöpfe leer ausgeht,
bekennen wir dir unsere Mitverantwortung
für die Geißel des Hungers,
die in diesem Jahr viele Millionen Menschen
zusätzlich getroffen hat:

als Opfer der Weltwirtschaftskrise
in den Armutsregionen der Erde;

als Opfer der an Zahl
und tödlicher Gewalt zunehmenden Naturkatastrophen,
die mit dem gefährlichen Klimawandel
in Zusammenhang stehen;

als Opfer der Kriege und Bürgerkriege,
in die auch unser Land verstrickt ist;

als Opfer der sozialen Kluft,
die sich auftut in unserem eigenen Land.

Du trauerst auch um die Tiere,
deren Lebensgrundlagen menschliche Gier und Hochmut zerstört haben.

Lenke unsere Schritte zurück auf den Weg des Lebens,
durch die Einübung des rechten Maßes in unserem Alltag,
durch die Stärkung von Recht und Gerechtigkeit,
durch Beherzigung der Zeichen der Zeit,
durch die Gewissheit, dass du uns im Wandel der Zeit
die Treue hältst.